Der erste Eindruck zählt – das gilt vor allem in der Gastronomie. Die Beleuchtung spielt dabei eine weit größere Rolle als viele glauben. Aber wie setze ich Lampen und Leuchten in Bars und Restaurants richtig ein? Wer zu dieser Frage noch im Dunkeln tappt, sollte die Tipps unserer Expertin lesen.
Das Essen kann noch so köstlich duften, die Getränke noch so perfekt gekühlt sein – wenn das Licht nicht stimmt, wird sich kein Gast wirklich wohlfühlen. Studien belegen das: Eine aktuelle Umfrage* ergab, dass 72 % der Befragten ein Lokal vorzeitig verließen, weil es entweder zu hell oder zu schlecht beleuchtet war. Fast gleich viele gaben an, dass sie in Lokalen länger blieben als geplant, wenn sie die Beleuchtung als entspannend und einladend empfanden.
Zeit ist Geld – das gilt auch in der Gastronomie, die Verweildauer erhöht den Verdienst. Die Beleuchtung ihrer Bars oder Restaurants sollten Betreiber daher ernst nehmen. Wie, das erklärt uns Julia Morosow, International Key Account Manager für Gastronomie in Europa bei LEDVANCE. Die Expertin verrät 10 Tipps, wie man Kneipe und Kunde zum Strahlen bringt.
"An Beleuchtung wird oft erst hinterher gedacht", sagt Julia Morosow. "Sie wird als Nebensache behandelt, die kurz vor Eröffnung noch schnell ergänzt wird." Dabei ist es sinnvoller, das Licht von vornherein in die Planung und Gestaltung eines Lokals einzubeziehen. Schließlich sind mehrere Faktoren essenziell für gutes Lichtdesign: etwa die Lage der Steckdosen oder der Grundriss der Gaststätte. Das zeigt sich schon bei der Tischbeleuchtung: Eine effektvolle Art, einzelne Tische in Szene zu setzen, ist die Installation von Hängelampen direkt darüber. "Wer nicht sorgfältig plant, kann womöglich nur manche Tische so beleuchten."
Verschiedene Lichter, verschiedene Funktionen: Seien Sie sich der vielfältigen Möglichkeiten bewusst, die Beleuchtung Ihnen bietet:
Ein neuer Gast sollte sich innerhalb der ersten Sekunden in einem Lokal zurechtfinden – und wissen, wo beispielsweise die Bar, der Essbereich oder die Toiletten sind. "Orientierung ist alles", sagt Morosow. Setzen Sie Licht ein, um Gäste zu führen und ihre Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte Bereiche zu lenken. Das erreichen Sie, indem Sie dort hellere Akzentbeleuchtung verwenden. Die Faustregel für Hervorhebungen: Wählen Sie ein Kontrastverhältnis von 5:1 zwischen Akzent- und Allgemeinbeleuchtung.
Jede Bar, jedes Restaurant hat ihren eigenen Stil. "Wenn Sie Ihr Lokal entwerfen, sollten Sie drei Dinge berücksichtigen: Konzept, Zielgruppe und Räumlichkeiten", erläutert Morosow. In einer kleinen Bar genügen vielleicht schon wenige Akzente auf ein paar Tischen. Bei größeren Räumlichkeiten müssen Sie womöglich überlegen, wie Sie verschiedene Bereiche durch unterschiedliche Lichtstimmungen voneinander abheben.
Die Beleuchtung eines Raums ist der Schlüssel zu seiner Atmosphäre. "In warmem, gemütlichen Licht fühlen sich Menschen am wohlsten, vor allem in kühleren Klimazonen." Unter warmem Licht verstehen wir Lampen mit weniger als 3000 Kelvin. Installieren Sie einen Dimmer, um etwas flexibler zu sein und um unterschiedliche Stimmungen erzeugen zu können. Automatisierte Steuersysteme können zudem helfen: Damit können Sie Ihr Licht so programmieren, dass es sich automatisch der Tages- oder Jahreszeit anpasst.
In diesem Punkt unterscheiden sich Bar- und Restaurant-Beleuchtung: Weil Barbesucher gerne auch unterhalten werden wollen, ist es hier geläufiger, mit Farben zu experimentieren. Restaurantgäste hingegen wünschen oft eher eine dezente Beleuchtung, eine entspannte Atmosphäre. Natürlich aber hängt alles von Ihrem Konzept ab. Farben können auch dem Branding dienen: Mit farbigem Licht formen Sie elegant Ihre Markenidentität. Morosow rät allerdings: "Übertreiben Sie es nicht!"
Verwechseln Sie farbige Beleuchtung nicht mit der so genannten Farbwiedergabe eines Lichts. Letztere ist die Fähigkeit einer Lichtquelle, die tatsächlichen Farben beleuchteter Objekte zu offenbaren. Je niedriger der CRI-Wert (englisch: Color Rendering Index), desto schlechter ist die Farbwiedergabe einer Lampe. Der höchste Wert liegt bei 100. In Restaurants und Küchen empfiehlt sich ein Minimum von 80 bis 90. Eine schlechte Farbwiedergabe verfälscht den optischen Eindruck von Lebensmitteln. Und das ist gefährlich: Schließlich isst das Auge mit!
"Egal, wie originell oder experimentell Sie Ihre Bar gestalten: Achten Sie auf ein Mindestmaß an Komfort", rät Morosow. Die Gäste sollten immer in der Lage sein, die Speisekarte zu lesen und ihr Essen zu sehen. Vermeiden Sie zudem, dass Ihre Gäste geblendet werden: Platzieren Sie Lampen außerhalb des natürlichen Sichtfelds. Achten Sie auch darauf, dass Licht nicht von glänzenden Oberflächen oder Spiegeln unangenehm reflektiert wird. Tipp: Mattiertes Glas oder Textilien schlucken Licht.
Der aktuellste Lichttrend in der Gastronomie? Reduzierung auf das Wesentliche! "Heute lässt man die Leuchtmittel gern offen, ohne Schirme, lässig am Kabel von der Decke hängen", sagt Morosow. Retro-Lampenformen mit einem auffälligen Glühfaden-Design im Inneren sind beliebt, das Leuchtmittel selbst rückt ästhetisch ins Zentrum. Und: Bei rein funktionaler Beleuchtung knipsen Bars und Restaurants zunehmend LEDs an. Das spart Energie- und Wartungskosten. „Zwei Trends, die wahrscheinlich gekommen sind, um zu bleiben", sagt Morosow.
Julia Morosow: "Gutes Design ist funktional!"
*Laut einer Umfrage des Beleuchtungsunternehmens MEGAMAN unter 236 Gastronomie-Experten Ende 2015.